Unsere Buchtipps
Matt Haig: Die Mitternachtsbibliothek
Nora glaubt sich am Tiefpunkt ihres Lebens und beschließt, sich das Leben zu nehmen, doch nicht einmal das gelingt ihr so richtig, denn zu ihrer Überraschung findet sie sich im "dazwischen" in der Mitternachtsbibliothek wieder, umgeben von endlosen Büchern, von denen jedes eines ihrer möglichen Leben enthält, abhängig von Entscheidungen, die sie in den verschiedensten Situationen getroffen hat. Sie erhält die Möglichkeit, in diverse dieser Leben hinein zu schlüpfen, um eines zu finden, dass zu ihr passt und in dem sie bleiben wollen würde. Und so reizvoll dieser Blick in parallele Leben auch scheint, führt dieses "was-wäre-gewesen-wenn-Spiel" sie doch unweigerlich auf einen ganz bestimmten Weg. Ein interessantes Buch mit vielen Perspektiven auf das Leben, zumal sich doch jeder von uns ab und an die Frage stellt "What if..." (UP)
Monica Hesse: Sie mussten nach links gehen
Dieses Buch beginnt dort, wo viele andere enden. Es ist 1945 und der Krieg ist beendet, die Konzentrationslager werden geschlossen, die Überlebenden befreit und viele stark traumatisiert wieder ins Leben zurückgeworfen. So auch das Mädchen Zofia, das seit drei Jahren nichts von seinem jüngeren Bruder gesehen oder gehört hat. Der Rest ihrer Familie wurde schon bei der Ankunft im KZ in die "falsche" Richtung geschickt. Sie macht sich auf die Suche nach Abek und begibt sich auf eine lange Reise voller Hoffnung, begegnet anderen Überlebenden, die sich auf ein neues Leben vorbereiten oder ähnlich wie sie nach Verwandten suchen in einer Zeit, in der Hilfsorganisationen versuchen, Familien zusammenzuführen. Allein die Hoffnung, ihren Bruder wiederzufinden und damit das letzte Stück Familie, das ihr geblieben ist, hält sie am Leben und motiviert sie, die Suche fortzusetzen. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Nicht nur für Jugendliche ein Buch, das sich mit der Situation direkt nach dem Krieg befasst. (UP)
Kira Licht: Kaleidra - Wer das Dunkel ruft
Emilia hatte schon immer eine Vorliebe für Mathematik und Chemie und Spaß an Rätseln. Wo andere nur Muster und Spiralen sehen, erkennt sie Zahlenfolgen und andere spannende Dinge. Bei einem Museumsbesuch kann sie ein nie entschlüsseltes Schriftstück lesen und gerät in den Focus rivalisierender Geheimlogen, die es auf ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten abgesehen haben. So erfährt sie nicht nur, dass sie die Nachfahrin einer berühmten Kryptologin sondern auch Silberalchemistin ist.
An ihrer Seite findet sich Goldalchemist Ben, der sie beschützt und unterrrichtet, damit sie ihre verborgenen Kräfte heraufbeschwören und gezielt einsetzen kann. Aus ihren Plänen, nach der Schule das Leben zu genießen und viel Zeit mit ihren Freunden zu verbringen, wird natürlich nichts, aber die Wahrheit kann sie ihnen auch nicht erzählen. So ist sie hin- und hergerissen zwischen den neuen Abenteuern und der Loyalität zu ihren Freunden.
Ein gelungener Auftakt zu einer neuen Trilogie, auf deren nächsten Band wir glücklicherweise nicht mehr lange warten müssen. (UP)
H.G. Parry: Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
Mögt ihr Bücher, die euch dazu anregen, andere Bücher zu lesen? Dann ist dieses Buch ein absolutes Muss!
Erzählt wird aus der Perspektive von Rob Sutherland, dessen Bruder Charley die Fähigkeit besitzt, Charaktere aus Büchern herauszulesen. Seit Charley wieder nach Wellington zurückgekehrt ist, ruft Charley ihn oft zur Hilfe, wenn die Situation aus dem Ruder läuft. So auch als Uriah Heep, der Bösewicht aus David Copperfield, erscheint und nicht in seine Geschichte zurück möchte und deshalb flieht. Nicht ohne vorher darauf hinzuweisen, dass etwas großes im Gange ist, das die Welt verändern wird. Und schon stecken die Brüder mitten in diesem Abenteuer und entdecken mitten in Wellington eine Gasse, die nicht sein darf und die von literarischen Figuren bevölkert wird. So begegnen ihnen die Darcys, Sherlock Holmes, Frankenstein, Dorian Gray und viele andere Charaktere der vorwiegend englischen Weltliteratur sowie die Kinderbuchheldin Millie, die den Brüdern bei der Lösung des Problems zur Seite steht. Spannend und unterhaltsam geschrieben regt dieser Roman dazu an, die Klassiker aus denen die Figuren "entkommen" sind, endlich einmal selbst zur Hand zu nehmen. (UP)
Melanie Raabe: Die Wälder
Nach ihrem erfolgreichen Debüt "Die Falle", das ich mit Begeisterung gelesen hatte, nimmt die Autorin uns jetzt mit in die Wälder, die mit ihrer Dunkelheit und unterschwelligen Bedrohung das Dorf umgeben, in dem die Protagonistin Nina aufgewachsen ist. Mittlerweile lebt sie in der Großstadt und ist Ärztin als sie vom Tod ihres besten Freundes Tim erfährt, zu dem der Kontakt nie ganz abgebrochen ist. Tim hatte kurz vorher versucht, sie zu erreichen, aber sie hatte nicht zurückgerufen. Als sie auch noch ein Brief von ihm erreicht mit konkreten Hinweisen, die helfen sollen, ein Geheimnis aus ihrer Kindheit aufzuklären, beschließt Nina, der Spur zu folgen und die Geschichte von einst zu einem Ende zu bringen...
Ein spannendes Buch für einen Sonntag auf dem Sofa, das man nicht aus der Hand legen möchte. (UP)
Katja Riemann: Jeder hat. Niemand darf.
In diesem Buch berichtet Katja Riemann von ihren Reisen für Unicef, die sie rund um die Welt geführt haben. Sie erzählt von wunderbaren Menschen, die in ausweglosen Situationen das Unmögliche möglich machen und ihr gesamtes Leben der Hilfe anderer widmen. Es stimmt einen froh und macht Mut, von diesen wunderbaren Menschen zu lesen und macht gleichzeitig fassungslos und erschüttert, dass die Missstände in vielen Teilen der Welt so groß sind, dass diese Hilfen unbedingt notwendig sind. Ein wichtiges Buch, das sich gut lesen lässt, das aber oft auch schwer verdaulich ist. Unbedingt lesen! (UP)
Benjamin Myers: Offene See
Ein alter Mann erinnert sich daran, wie er 1946 nach dem Schulabschluss sein Heimatdorf in England verlassen hat, um an die Küste Nordenglands zu wandern und einmal die Nordsee zu sehen, ehe es auch ihn als Bergarbeiter unter Tage verschlagen würde, wie alle Männer in seinem Dorf. Er liebt die Natur, die Pflanzen und die Tiere, verdient sich seine Mahlzeiten, indem er unterwegs verschiedene Arbeiten verrichtet. So trifft er auch in Küstennähe auf eine ältere Dame, die ihn verköstigt und sich über seine Gesellschaft und Wissbegierde freut. Ihre Ansichten sind unkonventionell und die Geschichten aus ihrem bunten Leben vielfältig und für den jungen Mann mitunter verwirrend. Er bleibt länger als geplant und revanchiert sich mit Garten-und Renovierungsarbeiten. Er entdeckt ein ehemaliges Atelier und einen Stapel Gedichte, von denen die alte Dame nichts wissen will. Ihm wird deutlich, dass sich auch dahinter eine alte Geschichte verbirgt, die noch nicht bereit ist, erzählt zu werden. Doch nach und nach mit Geduld und Unaufdringlichkeit findet auch dieses Puzzleteil seinen Platz und die Dame eröffnet ihm die Möglichkeit auf ein Leben fernab des Bergbaus und voller Poesie und im Einklang mit sich selbst. Ein ruhiges poetisches Buch mit bildhafter Sprache und schönen Naturbeschreibungen.
Vielen Dank für diese Empfehlung einer Leserin! (UP)
Jenny Colgan: Wo das Glück zu Hause ist
Als Bibliothekarin Nina, die nie ohne Buch das Haus verläßt und Abenteuer nur in ihrer Lektüre erlebt, ihren Job verliert, muss sie sich neu orientieren. Sie träumt davon, mit einer mobilen Buchhandlung die Bücher zu den Menschen zu bringen und so fährt sie von Birmingham nach Schottland, um sich ein entsprechendes Gefährt anzusehen. Dass niemand ihr so recht zutraut, einen Bücherbus zu fahren, spornt sie nur an. Und so erkämpft sie sich ihr neues Leben, sucht nach der romantischen Liebe aus ihren Lieblingsbüchern und braucht viel länger als der Leser, um herauszufinden, wo sie ihr Glück und die Liebe finden wird.
Eine angenehme leichte Lektüre für Zwischendurch. Und natürlich ein MUSS für uns Bücherbusmenschen... (UP)
Neal & Jarrod Shusterman: DRY
Wer über zu viel Regen stöhnt und mit Corona noch nicht kathastrophenmäßig ausgelasted ist, für den ist dieses Buch möglicherweise genau das Richtige. In Kalifornien zeichnet sich schon länger eine Dürre ab, dennoch trifft die Realität die Menschen weitgehend unvorbereitet, als die Wasserversorgung zusammenbricht und es plötzlich ums schlichte Überleben geht. Eine Zufallsgemeinschaft Jugendlicher wird konfrontiert mit den Abgründen der menschlichen Natur in Krisensituationen und jeder Einzelne muss feststellen, dass Prinzipien in besonderen Situationen wenig helfen und Instinkte das Handeln bestimmen. Dennoch besteht immer auch ein Funken Hoffnung und das ist der Motor, der beim Überleben hilft. Eine spannende Geschichte, nicht nur für Jugendliche und zu Recht nominiert für den Deutschen Jugendliteratur Preis. (UP)
Colleen Hoover: Verity
Da kommt das Cover so harmlos pastellig daher, doch schon auf der ersten Seite spritzt das Blut und katapultiert den Leser direkt hinein in eine Mischung aus Psychothriller und Softporno oder heißt das jetzt "Erotikthriller"?
Eine menschenscheue mäßig erfolgreiche Schriftstellerin bekommt das Angebot, die erfolgreiche und noch nicht beendete Psychothriller-Reihe einer Starautorin, die nach einem Unfall nicht dazu in der Lage ist, fortzusetzen. Zwecks Sichtung des Materials und zur Recherche begibt sie sich in das Haus der Familie der Autorin, das ihr von vornherein unheimlich vorkommt. Dass ihr der Hausherr mehr ais sympathisch ist, macht ihren Auftrag nicht einfacher und als sie ein Manuskript entdeckt und der Lektüre nicht widerstehen kann, wird ihre Welt komplett aus den Angeln gehoben. Und am Ende bleibt der Leser verstört zurück mit der Frage, wie viele Wahrheiten es geben kann... (UP)
Melanie Raabe: Die Falle
Eine Bestsellerautorin lebt sehr zurückgezogen, seit sie vor 11 Jahren auf den Mord an ihrer Schwester dazugekommen ist und dem Mörder, der nie gefaßt wurde, in die Augen geblickt hat. Jahre später findet sie ihn und beschließt, ihm eine Falle zu stellen. Sie bereitet sich akribisch vor und am Ende bleibt die Frage: Schnappt die Falle zu oder findet sie einen ebenbürtigen Gegner?
Sehr empfehlenswert! (UP)
Sabine Bohlmann: Und plötzlich war Frau Honig da
Wer Mary Poppins mag, der wird Frau Honig lieben!
Frau Honig steht eines Morgens unangemeldet vor der Tür der Familie Sommerfeld, geschickt von der "Vermittlungsstelle für Familien, denen alles über den Kopf wächst". Vater Sommerfeld hat sich nach dem Tod seiner Frau in die Arbeit gestürzt und seine 4 Kinder völlig aus dem Blick verloren. Echtes Familienleben gibt es nicht. Da kommt Frau Honig gerade rechtzeitig. Als erstes gewinnt sie das Vertrauen des kleinen Hugo, dessen unsichtbare Katze sie sehen kann, dann vertreibt sie den Pechvogel der tollpatschigen Schwester und vertraut ihr die Pflege ihrer Bienen an und schließlich finden selbst die pubertären Zwillinge den magischen Alltag mit Frau Honig spannender als jede Bildschirmzeit. Dank unserer modernen Mary Poppins finden die Sommerfelds wieder als Familie zusammen und dem Vater wird klar, dass er sich um die Bedürfnisse seiner Kinder kümmern muss. Magisch, humorvoll, tiefgründig, unterhaltsam - tatsächlich ein Buch für die ganze Familie! (ab 8 Jahre) (UP)
Alex Capus: Das Leben ist gut
Ein stark autobiografischer Roman über Max, den Schreiber, den mehrfachen Familienvater mit Kneipe in Bahnhofsnähe in Olten, dessen erfolgreiche Frau Tina eine Gastprofessur in Paris annimmt, so dass die beiden erstmals in ihrer langen Beziehung unter der Woche die Nächte getrennt verbringen. Wir begleiten Max durch die erste Woche dieser neuen Situation und erfahren einiges über ihn und seine Beziehung zu Tina, über die Besucher der Bar, alte Freundschaften, Menschliche Schwächen - am Ende nimmt man Capus ab, dass er jede der erzählten Geschichten so oder so ähnlich tatsächlich erlebt hat. Wunderbare Sprache! (UP)
Elisabeth Herrmann: Die Mühle
Lana trifft an der Uni in Berlin Johnny wieder, der an ihrer Schule zwei Jahrgänge über ihr Teil einer legendären Clique war. Durch einen Sturz verhindert, bittet er Lana, an seiner Stelle ein Wiedersehenswochenende der Gruppe in einem Grandhotel im Böhmerwald zu besuchen. Ihre Neugierde siegt und so trifft sie auf die anderen. Schnell wird klar, dass niemand weiß, wer die ehemaligen Freunde eingeladen hat und dass es dunkle Gehwimnisse gibt. Dass ein Picknick in den Bergen nur der Auftakt zu einer Reihe von Morden sein würde, hat niemand geahnt...
Unglaublich spannend mit überraschenden Wendungen. (UP)
Ursula Poznanski: Saeculum
Bastian ist Medizinstudent und wird von einer Freundin in eine Gruppe mittelalterlicher Rollenspieler eingeführt. Schon bald soll es für einige Tage in den Wald gehen zu einer Convention. Bastian übernimmt die Rolle des Medizinmanns und freut sich auf lustige Tage mit seinen neuen Bekannten, doch daraus wird nichts. Es tauchen seltsame Botschaften auf, die sich auf einen alten Fluch beziehen, es verschwinden Mitspieler und ehe er sich versieht, wird aus dem geplanten Spiel ein Wettlauf mit der Zeit und ein Abenteuer um Leben und Tod. Ein Buch, das ich nicht weglegen konnte. Unglaublich spannend! (UP)
Ursula Poznanski: Aquila
Nika,19, studiert in Siena. Eines morgens wacht sie auf und muss feststellen, dass in ihrer Erinnerung mehrere Tage fehlen.Nikas Mitbewohnerin ist verschwunden, Nikas Schlüssel, Pass und Handy ebenso. In ihre Wohnung wird eingebrochen und als Jennys Leiche gefunden wird, ist Nika die Hauptverdächtige. Stefano steht ihr zur Seite,aber auch er hütet ein Geheimnis und so muss Nika anhand einer ominösen Liste herausfinden, was in den vergangenen Tagen wirklich passiert ist. Ihr Suche führt sie quer durch Siena und bleibt überraschend bis zum Ende. (UP)
Laetitia Colombani: Der Zopf
Dies ist der erste Roman von Laetitia Colombani. Wir begeleiten drei starke Frauen auf drei Kontinenten für einen kurzen Zeitraum, der für jede von ihnen große Veränderungen nach sich zieht. Die Frauen streben nach Anerkennung, einer besseren Zukunft, dem Aufbrechen von Konventionen und Traditionen und nehmen ihre Leben selbst in die Hand. Die Autorin flicht diese drei Leben zu einem festen Zopf, der uns verdeutlicht, dass alles in der Welt irgendwie zusammenhängt. Ein wunderbares Buch für zwischendurch, das mich sehr beeindruckt hat. (UP)
Laetitia Colombani: Das Haus der Frauen
Das Leben der erfolgreichen Anwältin Solène gerät aus den Fugen und sie sieht sich nach einem Zusammenbruch gezwungen, ihrem Leben einen neuen Inhalt zu geben. Anfangs eher widerwillig folgt sie dem Vorschlag ihres Therapeuten und bewirbt sich als Schreiberin im "Palast der Frau", einem großen Haus in Paris, das seit fast 100 Jahren mehr als 700 Frauen zeitgleich eine Zuflucht bietet. Nach und nach entwickeln die Frauen Vertrauen zu Solène und nehmen sie in Ihren Kreis auf und lassen sie an ihren bewegenden Lebensgechichten teilhaben. Parallel erfahren wir von Blanche Peyron, die als junge Frau in die Heilsarmee eintritt und Zeit ihres Lebens für eine Verbesserung der Lebensumstände benachteiligter Menschen eintritt und unter größter Anstrengung schließlich 1926 eines der ersten Frauenhäuser der Geschichte gründet. Ein Roman über mutige Frauen und ein Plädoyer für mehr Solidarität. So wird Geschichte lebendig! Unbedingt lesen! (UP)
M.L. Stedman: Das Licht zwischen den Meeren
Australien, 1920, ein junger Mann kehrt als Kriegsveteran aus dem 1.Weltkrieg zurück und bewirbt sich als Leuchtturmwärter auf einer einsamen Insel, 100 km westlich vom Festland. Er findet eine Frau, die bereit ist, mit ihm dieses einsame Leben zu führen, nur alle paar Monate kommt das Versorgungsschiff vorbei, Besuch auf dem Festland ist alle drei Jahre vorgesehen. Und während Isabel eine weitere Fehlgeburt betrauert, treibt am Strand der Insel ein Boot mit einem toten Mann und einem weinenden Baby an. Die beiden beschließen, das Mädchen als ihre Tochter auszugeben und aufzuziehen und erleben eine glückliche Zeit, bis sie beim nächsten Urlaub auf dem Festland erkennen müssen, dass ihr Glück für jemand anderen grosses Leid bedeutet. Wunderbar geschrieben mit Textpassagen, die einem die Tränen in die Augen treiben, und grossen Fragen zu Ethik und Moral, auf die nur schwer Antworten zu finden sind. (UP)
Rob Hart: Der Store
Allein das Äußere des Buches macht auf sich aufmerksam mit Kartondeckel, Scancode und rotem Blattschnitt. Und zeigt auch geich, worum es geht. Eine Welt, in der alles im Netz bestellt und jederzeit überall hin geliefert wird. Ganze Landstriche sind verwaist. Der Store namens "Cloud" ist alles: Arbeitgeber, Bedürfnisbefriediger, Lieferant, Familie. Im Store gibt es alles, alles hat seinen Preis. Der Firmengründer sieht sich als Weltverbesserer, dessen Angestellte zum Schutz der Umwelt in der Mother-Cloud leben. Paxton schleust sich dort ein, weil Cloud seine eigene Firma Zugrunde gerichtet hat und er auf Rache sinnt. Alles ist durchorganisiert, die Regeln sind eng gesteckt und doch ist die Verlockung groß, sich zu fügen und einlullen zu lassen, sich um nichts wirklich kümmern zu müssen. Er lernt Zinnia kennen, die ihre ganz eigenen Gründe hat, in der Cloud zu arbeiten. Das Buch ist spannend und beängstigend zugleich, hat man doch beim Lesen ständig einen großen Internet-Händler vor Augen und fragt sich, ob unsere Zukunft so oder so ähnlich aussehen wird. George Orwell lässt grüßen... (UP)
Emma Scott: Bring down the Stars & Light up the Sky
Auch dieser Zweiteiler folgt dem ewigen Muster der leicht erotischen Liebesromane: Ein intelligentes Mädchen aus armen Verhältnissen mit Stipendium und Idealen trifft auf gutaussehenden reichen Jungen, der unter dem Erwartungsdruck seiner Familie leidet. In diesem Fall wird das Szenario ergänzt durch den besten Freund des reichen Jungen, mit dessen Selbswertgefühl es nicht zum Besten steht, durch Poesie, die eine Seite in der Romantikerin zum Schwingen bringt und doch Quell von Leid und Vertrauensmißbrauch ist. Hinzu kommt die Frage, wie die Erfahrungen und innere und äußere Verletzungen eines Krieges Menschen und ihre Beziehungen verändern. Zwei emotionale Pageturner zur Unterhaltung zwischendurch. (UP)
Kobi Yamada: Vielleicht - eine Geschichte über die unendlich vielen Begabungen in jedem von uns
Dieses ganz besondere Bilderbuch sollte man jedem Kind jeden Abend mindestens zweimal vorlesen !!! (UP)
Alex Capus: Eine Frage der Zeit
Dieser Abenteuerroman basiert auf historischen Fakten. Es geht um ein Schiff, dass 1913 in der Meyer-Werft in Papenburg gebaut und getauft, aber nie vom Stapel gelassen wurde. Es wurde demontiert und in 5000 Kisten verpackt und zusammen mit 3 Werftarbeitern ins koloniale Deutsch-Ostafrika transportiert. Dort sollte es auf dem Tanganjikasee als Ausflugsdampfer die Macht des deutschen Kaisers demonstrieren, doch es gibt Probleme: zum einen muss die Bahnstrecke für den Transport der Kisten noch gebaut werden, zum anderen verfliegt der exotische Zauber des Koloniallebens bei den Werftarbeitern und dann bricht auch noch der Krieg aus. Das andere Seeufer wird von England gehalten und einem skurrilen Oberstleutnant, der den Auftrag hatte 2 zu Kriegsschiffen umgebaute Boote auf dem Landweg 3000 km durch den Dschungel zu befördern. Wunderbar erzählt, mit humor- und liebevollem Blick auf jeden Menschen, der uns im Roman begegnet. (UP)
Ach ja, heute fährt das Schiff wieder unter dem Namen "Liemba" als Ausflugsdampfer auf dem Tanganjikasee...
Sanne Jellings: Ein dänischer Winter
Das Jahr 1929 neigt sich dem Ende und Minna, die heimlich davon träumt, Lehrerin zu werden, verliert ihre Arbeit als Büroangestellte und auch in Liebesdingen läuft es nicht wie erhofft. Da sie ihre Mutter und Schwester unterstützen muss, beginnt sie als Haushaltshilfe auf einem Hof am Øresund und begegnet dort Tanja Blixen, die den Herbst bei ihrer Familie verbracht hat, die mit ihrer Farm in Afrika in finanziellen Schwierigkeiten steckt und die an ihrer Beziehung zu Deyns Finch-Hatton zweifelt. Tanja Blixen findet Gefallen an der jungen Frau mit den großen Träumen und eröffnet ihr eine unerwartete Perspektive. Ein sehr atmosphärischer Roman über zwei unterschiedliche Frauen, deren Begegnung zu lebensverändernden Entscheidungen führt. (UP)
Jessica Barry: Freefall - Die Wahrheit ist dein Tod
Ein spannender Perspektivenroman: Zum einen Allison, 30, die einzige Überlebende eines Flugzeugabsturzes in den Rocky Mountains, die versucht, ihren Weg in die Zivilisation zürück zu finden und sich dabei vor ihrem Verfolger zu verbergen. Zum anderen ihre Mutter auf der anderen Seite des Kontinents, die die Nachricht vom Tod ihrer Tochter erhält und nicht akzeptieren will, was für ihr Umfeld schnell die Wahrheit zu sein scheint. Sie hat zu Allison seit 2 Jahren keinen Kontakt gehabt und versucht, aus den Informationen, die die Medien verbreiten, zu schließen, wie ihre Tochter in der Zeit gelebt hat.
Durch Rückblenden und Erinnerungen fügen sich für den Leser die Puzzleteile zu einem großen Ganzen und führen zu einem spannenden Finale. (UP)
Anne Østby: Zartbitter ist das Glück
In diesem wunderschönen Buch geht es um 5 Frauen, die vor vielen Jahren gemeinsam in Norwegen ihr Abitur gemacht und seitdem einen guten Teil ihrer Leben gelebt haben. Die Weltenbummlerin unter ihnen lebt jetzt auf einer Kakaofarm auf Fidschi und lädt ihre Freundinnen von einst ein, sie auf der Insel zu besuchen und gemeinsam noch ein paar Jahre zu verbringen, aufeinander aufzupassen und vielleicht noch einmal etwas neues zu versuchen. Die Briefe, die sie nach Norwegen schickt, sind wunderschön und lockend und lassen doch jeder Adressatin die Möglichkeit offen, so zu tun, als hätte sie die Post nicht erreicht. Doch jede der Frauen folgt der Einladung und bringt ihre Erfahrungen und ihr "Lebenspäckel" mit sich. Die Konstellationen von einst haben sich verschoben und so gestaltet sich das Zusammenleben neu und spannend. Nüchtern kommentierend betrachtet die Haushälterin der Farm die Abläufe und bringt so weitere Aspekte in die ungewöhnliche Wohngemeinschaft. Absolut lesenswert! (UP)
Tracy Chevalier: Zwei bemerkenswerte Frauen
Der Roman orientiert sich an einer wahren Geschichte, die sich zu Beginn des 19.Jahrhunderts in Südengland ereignet hat, in einer Zeit, als die Kirche großen Einfluß auf die Menschen hatte und bestimmte, was sein durfte und was nicht. In Lyme Regis begegnen sich Elizabeth Philpot, aufgewachsen in der Londoner Gesellschaft, unverheiratet und von ihrem Bruder abgeschoben in den kleinen Küstenort, in dem das Leben günstiger ist als in London, und das Mädchen Mary Annings, deren Familie sich mit dem Verkauf gefundener Fossilien den Lebensunterhalt verdient. Viele Stunden verbringen diese unterschiedlichen Frauen gemeinsam am Strand auf der Jagd nach besonderen Steinen. Und so ist es Mary Annings, die im Alter von 10 Jahren das erste fossile Skelett eines Dinosauriers an der heute als "Jurassic Coast" bekannten Küste entdeckt. Natürlich hatte sie als Mädchen ihres Alters und Standes keine Möglichkeit, den Fund wissenschaftlich anerkennen zu lassen, und so wimmelt es schon bald vor Männern in der Gegend, die diese Entdeckung aus verschiedenen Gründen für sich in Anspruch nehmen wollen. Es ist ein langer und beschwerlicher Weg, doch heute ist dieser Ichtyosaurus nebst anderen Funden im Londoner Natural History Museum mit dem Namen seiner Entdeckerin ausgestellt. (UP)